Blog

Memory of bad Times

Über den Geist von Walter Ulbricht und der Angst vor Beatmusik und Rock’n Roll in der DDR.

„Sie waschen sich nicht und stinken, ihre zottelige Mähne ist verfilzt und verdreckt, sie gehen der Arbeit und dem Lernen aus dem Wege.“

Neues Deutschland, 17. Oktober 1965

„Ist es denn wirklich so, dass wir jeden Dreck, der vom Westen kommt, nu kopieren müssen? Ich denke, Genossen, mit der Monotonie des Je-Je-Je, und wie das alles heißt, ja, sollte man doch Schluss machen.“

Walter Ulbricht 1965 auf dem XI. Plenum des ZK der SED.

Walter Ulbricht, der sich gern als Freund der Jugend feiern ließ, griff „die ewige Monotonie des ,yeah, yeah, yeah“ an, bezeichnete sie als geisttötend und lächerlich.

Der „Gegner“ in der imperialistischen Bundesrepublik nutze diese Musik aus, hieß es in einer parteiamtlichen Kritik an die Adresse der FDJ-Führung, um durch die Übersteigerung der Beatrhythmen Jugendliche zu Exzessen aufzuputschen.

Der schädliche Einfluss solcher Musik auf das Denken und Handeln von Jugendlichen werde grob unterschätzt. Der Zentralrat der FDJ übte Selbstkritik und versprach, die politisch-ideologische Bildungsarbeit unter den Jugendfreunden mit den blauen Hemden zu verstärken, was von diesen mit Unbehagen und innerem Widerstand quittiert wurde.

Einige Jahre später wurde der von Ulbricht & Co. verdammte Beat in einer zahmen DDR-Version zugelassen. Und auch die als widerlich bezeichneten Jeans, in der DDR Nietenhosen genannt, wurden von Volkseigenen Betrieben hergestellt, allerdings von Jugendlichen dort Staat ungern getragen, weil sie billige Kopie erkannt wurde. Um Ost-Jeans in West-Jeans zu verwandeln, soll es vorgekommen sein, dass Etiketten von den echten auf die nachgemachten genäht wurden.